ISSS | bauchplan ).(

Verfasser*innen

Büro: ISSS research | architecture | urbanism, Berlin

  • Stephan Schwarz
  • David Dietrich

Büro: bauchplan ).( Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, München/Wien

  • Tobias Baldauf
  • Rupert Halbartschlager

Auszug aus dem Erläuterungstext

Leitidee und Vision

  • an die Geschichte des Ortes anknüpfen
  • zwischen den Maßstäben der Umgebung vermitteln
  • klimaresilient, robust und zukunftsorientiert

ULAP re-connected ein vielseitiges Quartier als resilienter Stadtbaustein im Herzen Berlins! Das Konzept des neuen ULAP-Quartiers ist durch die Geschichte des Areals als historischer Berliner Ort mit einer öffentlichkeitswirksamen „Tradition der Innovation“ sowie als Erlebnispark mit attraktiver und abwechslungsreicher Aufenthaltsqualität inspiriert. Durch seinen innovativen und zukunftsgewandten Geist knüpft es an diese an und schreibt sie in die Zukunft gewandt fort.

Städtebaulich vermittelt die bauliche Struktur des Quartiers durch seine Baukörpersetzung und vor allem seine Höhenentwicklung zwischen den höchst unterschiedlichen Maßstäben seiner Umgebung. Auf der einen Seite das internationale und touristisch/kommerziell/business-geprägte Bahnhofsquartier mit seinen Hochhäusern sowie und auf der anderen Seite Moabit und die Heinrich Zille Siedlung mit ihren durchgrünten und nachbarschaftlichen Kiezstrukturen. Genau dieser Link gelingt durch eine konsequente Höhenstaffelung mit Ausbildung einer neuen Skyline nach Süden und eine intensive Vernetzung des Quartiers mit den öffentlichen Räumen der Umgebung.

Die Freiräume des Quartiers zeichnen sich nicht nur durch ihre differenzierten Aufenthaltsqualitäten aus, sondern übernehmen auch eine aktive Rolle um das Quartier klimaresilient und zukunftssicher zu machen. Die offenen Gebäudestrukturen fördern eine gute Durchlüftung und Frischluftzirkulation. Dem Prinzip Schwammstadt folgend tragen Freiräume auf allen Ebenen durch ein aktives Regenwassermanagement dazu bei natürliche Kühleffekte im Quartier zu nutzen und ein positives Stadtklima schaffen. Das städtebauliche Grundgerüst integriert die unterschiedlichen Akteure und bietet eine robuste Struktur für eine phasenweise Entwicklung des Areals zu einem innovativen und zukunftsorientierten Stadtbaustein im Herzen Berlins.

Städtebauliches Konzept

  • Ankerplätze an der Invalidenstraße verknüpfen das Quartier in Richtung Heinrich Zille Siedlung
  • Ein urbanes Entrée bildet den Auftakt und Quartierseingang vom Hauptbahnhof kommend
  • Das Quartier wird durch seine Freiraumstruktur zum Trittstein und Bindeglied der bestehenden Nachbarschaften hin zu Spreeraum und Spreeufer
  • Ein vielfältiges Nutzungs- und Freiraumangebot im inneren des Quartiers schafft Treffpunkte und bildet Orte des Verweilens
  • Das neue Quartier fügt sich in seinen Kontext ein und verbindet dabei lokal und international, Kiez und Metropole, hyper-urban und nachbarschaftlich. Auf diese Weise bildet es einen echten Mehrwert für seine urbane Umgebung.
  • Freiraum, Neubebauung und Infrastruktur ergänzen sich räumlich, funktional und atmosphärisch. Es entsteht auf kleinem Raum eine Vielfalt an Stimmungen und thematischen Schwerpunkten: von aktivem Entrée über produktive Gasse und Tramplatz, bis hin zum grünen Freizeit- und Retentionsraum.
… der Entwurf hat im gesamten langen Planungs- und Dialogprozess bewiesen, dass sein städtebauliches Konzept ein robustes Gerüst ist. Er bietet sehr gut nachvollziehbare Abfolgen urbaner Räume an, die man in den weiteren Verfahrensschritten entsprechend detaillieren kann und die am Ende eine sehr hohe Aufenthaltsqualität erwarten lassen.“
(Auszug aus der Beurteilung des Begleitgremiums)

Beurteilung des Gutachtergremiums (Auszug)

Der Entwurf operiert mit fünf polygonalen Baufeldern, die einen zusammenhängenden Stadtraum auf dem Areal schaffen. Im Osten beginnt das Quartier mit einem Hochhaus-Ensemble, in dem die gesamte geforderte Verwaltungsnutzung untergebracht ist. Die grundsätzliche Konfiguration mit zwei Gebäuden und die Disposition des Vorplatzes sind sehr gut nachvollziehbar, dennoch wirkt der Bereich momentan zu unruhig. Die endgültige Ausformulierung der Hochpunkte in Bezug auf Proportion, Gliederung und Funktionalität der Grundrisse soll Gegenstand weiterer qualifizierender Verfahren sein. Die Variante B zur Ostspitze (Überbauung der Buswendeschleife) bietet nicht genügend Vorteile, die die Inanspruchnahme einer Fläche außerhalb des Grundstücks momentan rechtfertigt. Im Westen anschließend folgen drei Blöcke, die zusammen einen städtischen Platz um den denkmalgeschützten Uraniasaal bilden. Der westliche Block kombiniert sinnvoll die Wohnbebauung mit dem Aldi-Markt. Die vorgegebene Realteilung ist hier gut möglich. Es wird in Frage gestellt, ob der angehobene Wohnhof ohne eine Handelsnutzung funktioniert.Als kritisch werden die Arkaden entlang der Invalidenstraße bewertet. Das zusätzliche Zurückweichen des Blocks von einer gedachten Baulinie entlang der Invalidenstraße wurde kontrovers diskutiert und muss im weiteren Prozess betrachtet werden.

Der mittlere Block ist als Schulbau mit einer integrierten Wohnnutzung konzipiert. Grundsätzlich wird die zentrale Lage der Schule im Städtebau, seine sehr gute Erreichbarkeit von allen Seiten und die Größe des Schulhofs wird positiv hervorgehoben. Die konzeptionelle Idee des Schulentwurfs der ansteigenden Terrassierung von Pausenhöfen und der damit verbundenen Idee der Öffnung der Schule zum Quartiersplatz wird grundsätzlich begrüßt. Hinsichtlich des Schallschutzes muss das Konzept noch überarbeitet werden. Auch die lediglich zweigeschossige Fassade der Schule, als räumliche Fassung des neuen Quartiersplatzes am Uraniasaal, scheint nicht dem von den Verfassern selbst formulierten Anspruch an den ansonsten städtischen Platz zu entsprechen. Auch an der Straße Alt Moabit wäre eine städtische Fassade wünschenswert. Die momentane Lage der Turnhalle erscheint diesbezüglich ungeeignet.

Der östlichste Block rückt von der Straße Alt Moabit ab und ist als schlüssiger Wohnblock mit nachvollziehbaren Grundrissen ausgebildet. Ein geschlossener Sockel scheint an dieser Stelle jedoch ökonomisch nicht sinnvoll zu sein und ist auch aus ökologischen Gründen nicht nachvollziehbar. Hier wäre eine Gelegenheit, im Hof Bäume im gewachsenen Boden zu stellen. Die Baukörpertiefe der Wohnbebauung mit 12 m ist sehr sinnvoll gewählt und lässt in der weiteren Bearbeitung verschiedenste Wohntypologien und Architekturen zu. Die momentan vorgeschlagenen Laubenganglösungen sind der städtischen Situation gegenüber inadäquat. Gerade eine hausweise Aufteilung mit einzelnen Treppenhäusern würde helfen, die Fassaden der Blöcke zu gliedern.

Die vorgeschlagenen drei Hochpunkte auf den Blöcken sind im weiteren Verfahren in Bezug auf Höhe, Kubatur, Funktionalität und architektonischer Ausbildung zu prüfen.Insgesamt hat der Entwurf im gesamten langen Planungsprozess bewiesen, dass sein städtebauliches Konzept ein robustes Grundgerüst ist. Er bietet im Grundriss sehr gut nachvollziehbare Raumfolgen städtischer Räume an, die man in den weiteren Verfahrensschritten bis zum Hochbau entsprechend detaillieren kann und am Ende eine sehr hohe Aufenthaltsqualität erwarten lassen.

Bewertung der Ergebnisse

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PDF-Dokument (1,1 MB) - Stand: 07/2022
Dokument: C4C